Mehr Vielheit wagen
Warum die Idee der Integration sich nicht mit Demokratie verträgt
Vortrag von Dr. Mark Terkessidis
Migration, Mobilität und Vielfalt sind heute der Normalfall. Warum sind wir nicht darauf vorbereitet? Warum wollen wir so oft mental weiter im homogenen Nationalstaat des 19. Jahrhunderts leben? Und warum glauben so viele, die Homogenität sei eine Idylle gewesen? Über die Hälfte der Einwohnerschaft von Städten wie Zürich hat Migrationshintergrund und der demographische Wandel geht immer weiter. Die Rede von der «Integration» klingt antiquiert. Vielheit ist heute eine unumgehbare Bedingung (post-) moderner Gesellschaften. Das ist weder ein Grund zur Verniedlichung (Vielfalt tut gut o.ä.) noch für Weltuntergangsphantasien (Wir schaffen uns ab…).
In seinem Vortrag plädiert Terkessidis dafür, die Perspektive zu wechseln: Der Blick sollte sich nicht mehr ständig auf die Probleme der «Anderen» richten, die integriert werden sollen, sondern auf die Institutionen, Organisationen und Einrichtungen unserer Gesellschaft - sie benötigen einen langfristigen Vielheitsplan, um angesichts der Verschiedenheit fit für Diversität zu werden und dabei die Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu erlernen.
Im anschliessenden Gespräch mit Katharina Morawek steht die Situation in Zürich im Zentrum.
Dr. Mark Terkessidis ist freier Autor und Migrationsforscher, lebt in Berlin und Köln. Studium der Psychologie in Köln, Promotion in Pädagogik zum Thema Rassismus in Mainz. Beiträge zu den Themen Jugend- und Populärkultur, Migration und Rassismus in zahlreichen Print- und Funkmedien. Autor mehrerer Bücher, u.a. hat er den Begriff der Interkultur massgeblich geprägt.